Trauer um Gerda Wolterhoff: Unermüdlich für Demokratie, Frieden und Gerechtigkeit
Bildunterschrift: Gerda Wolterhoff beim Ehrenamtsempfang der Hünxer SPD, Januar 2024. (Foto: Markus Joosten)
Die SPD Hünxe nimmt Abschied von Gerda Wolterhoff. Die 96-jährige war bis zuletzt politisch aktiv und eine unermüdliche Verfechterin für Demokratie, Frieden und Gerechtigkeit. Die „Grande Dame“ (Zitat v. Peter Neier, NRZ 2017) der Hünxer SPD galt vielen aufgrund ihrer Erfahrung und ihres starken moralischen Kompasses als Vorbild und genoss Respekt über die SPD hinaus.
Gerda Wolterhoff trat 1950 in die Partei ein und war 74 Jahre lang Mitglied der deutschen Sozialdemokratie. Sie war von 1975 bis 1984 die erste Frau im Hünxer Gemeinderat und musste sich in einer „Männerdomäne“ durchsetzen, u.a. war sie im Haupt- und Finanzausschuss und im Schulausschuss aktiv. So gründete sie die lokale Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen und führte diese als Vorsitzende über viele Jahre. Sie blieb bis zu ihrem Tod Ehrenvorsitzende der SPD-Frauen und setzte sich unermüdlich für die Rechte von Frauen und die Förderung der Gleichstellung ein.
Unvergessen bleibt ihr Einsatz für die Gesamtschule Hünxe, die seit ihrer Gründung 1998 eine Erfolgsgeschichte darstellt und weit über die Gemeindegrenzen hinaus Anerkennung genießt. Sie kämpfte für die Gemeinschaftsgrundschule, in der Kinder gemeinsam unabhängig von der Konfession lernen sollten. Ebenso engagierte sie sich für bessere Lebensverhältnisse von Frauen in Afghanistan, für das Recht auf straffreie Abtreibung und für den Ausbau von Kindertagesstätten. Weitere Herzensthemen waren der Umweltschutz, die Förderung erneuerbarer Energien, die Erhaltung des Asylrechts und die Unterstützung des Hallenbads in Hünxe. Sie war Sympathieträgerin der Hünxer SPD, ob beim Hünxer Lyrik- und Prosaabend mit spritzigen Aphorismen von Kurt Tucholsky und Geschichten von Heinrich Heine, ob am Internationalen Frauentag, wenn sie in den letzten Jahren vom Rollstuhl aus Blumen verteilt hat, ob an SPD-Infoständen, wenn sie auf die Menschen zuging und lange politische Gespräche führte oder als Gestalterin der Nikolausfeier für Hünxer Kinder. „Gerda war eine Vorreiterin und ein Vorbild für uns alle. Ihr Engagement und ihre Leidenschaft für die politische Arbeit werden uns fehlen“, sagt Marion Hülser, Vorsitzende der SPD-Frauen und langjährige Wegbegleiterin und Freundin.
Geprägt durch ihre frühen Kindheitserinnerungen war sie bekannt für ihre eindringlichen Mahnungen gegen jede Form von Diktatur, Unterdrückung und Verfolgung: Als kleines Mädchen erlebte sie, wie die Nazis ihren Vater (ein Gewerkschafter) die Treppe im eigenen Haus hinunter geprügelt und mitgenommen haben. Sie hat die Angst ihrer Mutter erlebt, ob der Vater je lebend wird zurückkommen können. „Diese Angst soll niemand haben müssen!“, betonte sie immer wieder, zuletzt in ihrer eindringlichen Rede zum Tag des Grundgesetzes am 23. Mai 2024 auf dem Hünxer Marktplatz, als sie die junge Generation aufrief: „Geht wählen! Und wählt eine demokratische Partei!“ Jan Scholte-Reh, Vorsitzender der SPD Hünxe, betont: „Gerda Wolterhoff hat mich sehr inspiriert. Wenn sie auf unseren Versammlungen sprach, hörten ihr alle aufmerksam zu. Sie hat uns stets daran erinnert, dass die Demokratie jeden Tag aufs Neue erkämpft werden muss. Ihre Überzeugungen und ihr Engagement in Sachfragen haben uns gelehrt, dass Politik – vom Bürgermeister in Hünxe bis zum Bundeskanzler in Berlin – mehr als kalte, technische Zahlenschieberei sein muss. Sie muss bürgernah sein, das Leben der Menschen besser machen und einem klaren Wertekompass folgen.“
Besondere Anerkennung erhielt Wolterhoff Anfang 2024, als SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert aus Berlin zum Ehrenamtsempfang der Hünxer Genossen nach Gartrop-Bühl kam. Beide unterhielten sich lange und intensiv über die aktuelle politische Lage und Herausforderungen. „Ihr Engagement und ihre Lebenserfahrung haben mich tief beeindruckt“, sagte Kühnert später über das Gespräch. Als er von ihrem Tod erfuhr, würdigte der Generalsekretär sie als eine herausragende Vertreterin der Sozialdemokratie: „Es schmückt unsere gesamte Partei, wenn ein Mensch wie Gerda Wolterhoff ein ganzes Leben lang für unsere Überzeugungen die Fahne hochgehalten hat. Jetzt müssen wir für sie die Fahne weitertragen.“
Die SPD Hünxe wird Gerda Wolterhoff stets in dankbarer Erinnerung behalten und ihr Engagement weiterführen.