SPD erteilt Bebauungsplänen im Brömmenkamp klare Absage: „Keine Wohnbebauung auf Kosten von Freizeit- und Grünflächen mit uns!“
(Foto: Der Festplatz, der Spielplatz und die Bolzwiese sind das Herz der Brömmenkamp-Siedlung | Bildnachweis: Mendina Scholte-Reh)
Die Ergebnisse einer städtebaulichen Entwicklungsstudie für die Brömmenkamp-Siedlung in Bruckhausen lösen breite Empörung in der Bevölkerung aus. Neben einer Vielzahl von ablehnenden Reaktionen hat sich auch bereits die Brömmenkamper Siedlergemeinschaft kritisch geäußert. Der Grund: Insgesamt sollen nach Vorstellungen der Gemeinde Hünxe und der Wohnbau Dinslaken je nach Variante 78 bis 85 Wohnungen in neuen dreigeschossigen Mehrfamilienhäusern nebst Parkhaus für ausreichend Stellplätze entstehen. Dafür sollen die Freizeitflächen mit Spiel- und Bolzplatz, Grünfläche und Festplatz im Zentrum der Brömmenkamp-Siedlung weichen und bebaut werden. Als erste Partei positionieren sich jetzt die Hünxer Sozialdemokraten in aller Deutlichkeit: „Die Pläne sind an jeglicher Lebensrealität vorbei. Wir lehnen die Bebauung auf Kosten dieser Freizeit- und Grünflächen ab“, erklärt SPD-Fraktionsvorsitzender Horst Meyer mit klaren Worten in Richtung des Bürgermeisters. Sein Bruckhausener Ratskollege, SPD-Parteichef Jan Scholte-Reh, ergänzt: „Gerade diese Freizeitflächen sind für das gemeinschaftliche Miteinander von zentraler Bedeutung. Der Festplatz, der Spielplatz und die Bolzwiese sind das Herz des Brömmenkamps.“ In der Sitzung des Ausschusses für Planung, Umwelt und Klimaschutz (02. November, 17 Uhr, Rathaus Hünxe) sollen die Pläne zunächst nur vorgestellt werden; eine Entscheidung steht nicht an.
Worum geht es eigentlich? Die Hintergründe:
Laut Wohnbau sind die vier Bestandsimmobilien am Heisterweg, Brömmenkamp und Kleinen Feldweg stark sanierungsbedürftig. Eine Kernsanierung nach heutigen Standards sei nicht sinnvoll, so dass ein Abriss und Neubau wirtschaftlicher sei. Um den Mietern in den Bestandsimmobilien in räumlicher Nähe Ersatzwohnungen anbieten zu können, habe die Wohnbau Dinslaken bei der Verwaltung für Lösungen vorgesprochen. Daraus hat sich dann mit Unterstützung der Verwaltung die vorgelegte Studie ergeben. In einem ersten Schritt sollen also Neubauten auf den Freizeit- und Grünflächen entstehen, damit im zweiten Schritt die Bestandshäuser abgerissen und neuerrichtet werden können. Insgesamt könnten so bis zu 85 Wohnungen entstehen. Das zwei-geschossige Parkhaus soll anstelle des Garagenhofes am oberen Ende der Straße Brömmenkamp errichtet werden. Der Bürgermeister verweist bei seiner zustimmenden Haltung auf das 2019 beschlossenen „Gemeindeentwicklungskonzept Wohnen“. Dort wurde vom Planungsbüro die Fläche als Umstrukturierungsfläche (ein Bereich, der sich für eine Bebauung eignen kann) empfohlen.
Mittlerweile der dritte Vorstoß zur Bebauung von Freizeitflächen – auch dieser wird scheitern
Dazu Horst Meyer: „Eine Empfehlung bedeutet keine Verpflichtung zur Umsetzung. Es gibt da keinen Automatismus oder Sachzwang. Die seit den 1950ern bestehenden Gemeinschaftsflächen sind Dreh- und Angelpunkt der Brömmenkamp-Siedlung. Heute noch werden Spiel- und Bolzplatz alltäglich von Kindern bespielt. Die Bänke sind ein Treffpunkt für Senioren und Jugendliche. Im Sommer lädt die Grünfläche als Liegewiese für Eltern mit Kleinkindern aber auch für Geburtstagsfeiern ein. Nicht zu vergessen sind die beliebten Großereignisse wie das Bobby-Car-Rennen, Sommerfeste der Siedlergemeinschaft und die gelegentliche Nutzung durch andere Vereine und die Grundschule. Hier stecken auch viel viel Herzblut und Eigenarbeit der Siedlergemeinschaft drin, die eigens Verkabelung und Wasser- bzw. Abwasserleitungen zur Durchführung von Veranstaltungen verlegt hat. In der dort errichteten Garage der Siedlergemeinschaft werden zudem Geräte, Zelte und Bierzeltgarnituren zur gemeinsamen Nutzung gelagert.“ Meyer habe daher kein Verständnis für solche Planungen, zumal die Idee einer Wohnbebauung an dieser Stelle nicht neu und schon einmal gescheitert sei: „Bereits vor Jahren hat die Verwaltung eine Bebauung des Bolzplatzes vorgeschlagen. Nach einer großen Unterschriftenaktion und Protestwelle wurden die Pläne wieder vom Tisch genommen.“ Später wollte die Verwaltung den Sportplatz an der Grundschule Bruckhausen teilweise verkaufen und mit Häusern zu bebauen. Auch dies sei durch den Widerspruch von SPD und Bündnis‘90/Die Grünen sowie am Engagement von Bürgern und Vereinen gescheitert. „Haben die Verantwortlichen denn nichts gelernt und versuchen nun einen dritten Vorstoß? Damals wie heute sind wir dagegen. Auch diese Pläne sollten besser wieder in der Schublade verschwinden“, so Meyer.
Bruckhausen will mehr als nur ein Schlafdorf von Pendlern sein
Ratskollege Jan Scholte-Reh meint: „Richtig ist, wir brauchen mehr bezahlbaren Wohnraum für alle Lebenslagen, aber bitte mit Augenmaß. Der Erhalt der öffentlichen Gemeinschaftsflächen für Sport, Spiel und Begegnungen sind für unsere Lebensqualität genauso wichtig wie Wohnraum. Wenn wir diese ohnehin schon wenigen Flächen immer weiter reduzieren, dann sind wir nur noch ein Schlafdorf von Pendlern ohne Raum für Gemeinschaftsleben. Wir müssen den dörflichen Charakter erhalten. Ich hätte mir sehr gewünscht, wenn man im Vorfeld mit der Siedlergemeinschaft ins Gespräch gekommen wäre, um gemeinsam Konzepte für den Neubau der alten Bestandsimmobilien zu entwickeln. So hätte man früh erkannt, dass eine Bebauung der Freizeitflächen keine Lösung sein kann. Leider wurde das versäumt; diese Pläne werden niemals Akzeptanz finden.“ Am Ende muss der Gemeinderat entscheiden, sollte diese Idee weiterverfolgt werden.