Bruckhausen: 73 Hektar zusätzlicher Kiesabbau? Jetzt Einspruch einlegen!
Lärm, Dreck und Zerstörung wertvoller Flächen durch Kiesabbau direkt vor der Haustür? Das könnte in Zukunft für viele Menschen in Bruckhausen Realität werden, meinen die Hünxer Sozialdemokraten. Denn die aktuelle Fassung des Regionalplans sieht die Ausweitung der Potenzialflächen für künftige Auskiesungen vor und setzt damit die Vorgaben der von CDU/FDP-geführten Landesregierung („Landesentwicklungsplan“, LEP) um. Insgesamt 73 Hektar sind betroffen. Bis zum 28. April haben Bürger, Vereine und Unternehmen die Chance, gegenüber dem Regionalverband Ruhr (RVR) Stellungnahmen abzugeben. Der Hünxer SPD-Fraktionsvorsitzende Horst Meyer und SPD-Landtagskandidatin Kerstin Löwenstein rufen die Bürger in Bruckhausen zum Einspruch auf: „Je mehr, desto besser!“.
Horst Meyer: „Aktive Kiesabgrabungen gibt es schon lange in Bruckhausen. Auf diese Weise sind die heutigen Tenderingsseen als beliebte Ziele für Naherholung und Freizeit entstanden. Doch was der Regionalplan jetzt vorsieht, darf niemals Realität werden: Nach jetzigem Stand sollen im Süden von Bruckhausen 73 Hektar Potenzialflächen dazu kommen, die weit über den Tenderingsweg und Schwarzen Weg hinaus gehen und bis in die Bruckhauser Bauernschaft reichen. Im Extremfall können Abgrabungen sogar bis „An den Höfen“ und damit in Sichtweite und unmittelbarer Nachbarschaft des Dorfes stattfinden. Über einen langen Zeitraum werden dann erhebliche Belastungen zu alltäglichen Begleitern für die Menschen und nahegelegenen Immobilien. Darüber hinaus würden wertvolle Flächen für Natur, Landwirtschaft und Naherholung zerstört werden. Diese Flächen müssen aus dem Plan verschwinden. Zusammen mit der betroffenen Anwohnerschaft sowie mit unseren Partnern in Rat, Kreis und Verwaltung werden wir alles daransetzen. Schon für die nächste Ratssitzung bereiten wir eine Resolution vor. Jetzt ist aber vor allem wichtig, dass möglichst viele Menschen in Bruckhausen ihre Einwendungen an den Regionalverband einreichen. Die aktuelle Offenlage dauert noch bis zum 28. April.“
Kerstin Löwenstein: „Langfristig kann eine echte Kieswende jedoch nur auf politischer Ebene umgesetzt werden. Ich möchte eine Landesregierung, die den Landesentwicklungsplan im Sinne der Menschen am Niederrhein anpasst, eine Rohstoffstrategie entwickelt und eine Baustoffwende herbeiführt. Wir wollen mehr Wohnraum bauen und dafür brauchen wir Kies und Sand. Die Bauwirtschaft in Deutschland boomt. Doch Rohstoffe und Flächen sind endlich. Wir brauchen daher einen nachhaltigen Umgang. Der Schutz unserer Natur und Heimat ist mein großes Herzensthema. Deswegen tut es mir in der Seele weh, was die Landesregierung hier vorgibt und damit unsere grüne, heimische Landschaft perspektivisch in hässliche Baggerseen verwandelt. Noch vergangene Tage hat NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart die harte Linie der schwarz-gelben Landesregierung beim Kiesabbau am Niederrhein verteidigt. Dabei gibt es schon jetzt Alternativen zum Kiesabbau. Durch eine zirkuläre Wertschöpfung könnte Bauschutt wieder aufbereitet und der Bauwirtschaft erneut zugeführt werden. Dieses nachhaltige „Craddle-to-Craddle“-Prinzip findet bislang aber zu wenig Beachtung. Technologisch ist das alles bereits möglich, es scheitert jedoch an den rechtlichen Vorgaben und den Kapazitäten. HDB Recycling in Hünxe macht es bereits vor.“
Als fadenscheiniges Ablenkungsmanöver von den eigenen Fehlentscheidungen kritisiert Meyer das politische Verhalten der CDU-Kreisvorsitzenden Charlotte Quik, wenn sie die Schuld dem Regionalverband Ruhr (RVR) zuschiebe. „Verantwortlich für diese Flächen ist nämlich zunächst die Landesregierung in Düsseldorf. Denn der Landesentwicklungsplan macht die Vorgaben für einen erhöhten Bedarf an Kies. Diese Vorgaben müssen von den darunter stehenden Regionalplanungen umgesetzt werden. Erst deswegen muss der RVR mehr Potenzialflächen ausweisen. Zur Wahrheit gehört, dass dieser Landesentwicklungsplan mit nur einer Stimme Mehrheit im Landtag beschlossen wurde. Auch die CDU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete stimmte dafür. Ich kann es auf einer menschlichen Ebene nachvollziehen, wenn Frau Quik nun zwischen den Stühlen sitzt, einerseits in Düsseldorf aufgrund des Fraktionszwangs für die Vorgaben der eigenen Landesregierung stimmt und andererseits vor Ort nun gegen genau diese Vorgaben trommelt. Doch politisch ist das nicht im Sinne unserer Heimat; es ist gegenüber den Menschen unehrlich“, so Meyer.