Gut leben in Hünxe – auch noch im Alter?
„Altwerden wollen alle, aber niemand möchte Altsein“, in dieser bekannten Phrase stecke ein wahrer Kern, insbesondere wenn Altsein mit Hilfsbedürftigkeit und Abbauprozessen verbunden wird. Wie können wir aber unser Altsein im ländlichen Raum so gestalten, dass Teilhabe und Autonomie weiterhin möglich sind? Diese Frage diskutierten die Hünxer SPD-Senioren mit Ratsmitglied Mendina Scholte-Reh, die in ihrer Doktorarbeit zum Thema Hochaltrigkeit forscht. Sie ist zudem Sprecherin der SPD-Ratsfraktion im zuständigen Ausschuss für Soziales, Demografie und Ehrenamt.
Ein wichtiger Aspekt, so waren sich alle in der Diskussion einig, sei die soziale und politische Teilhabe. Dass Hünxe aktive politische Seniorengruppierungen, wie die AG60plus oder die Senioren-Union habe, sei bereits ein wichtiger Baustein für seniorenpolitische Interessen in der Gemeinde. Um die kommunalpolitischen Bedarfe älterer Menschen jedoch parteiunabhängig zu stärken, wäre die Einrichtung eines kommunalen Seniorenbeirates sowie die Einrichtung eines Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderung ein geeignetes Sprachrohr. So würden die Beschlüsse im Gemeinderat immer wieder auf dem Prüfstand gestellt werden, da beide sich zu aktuellen Entwicklungen und Beschlüssen mit beratender Stimme äußern und Hinweise geben können. Außerdem sei eine Sensibilisierung von Verwaltungsmitarbeitenden und Kommunalpolitikern, z.B. durch Fortbildung und Workshops, hilfreich.
„Doch Teilhabe fängt schon viel früher an“, erklärt Scholte-Reh. Gut ausgeleuchtete und kontrastreiche Gehwege, ein gut getakteter Busverkehr und barrierefreie Bushaltestellen seien grundlegend, um sicher und autonom im Alltag mobil sein zu können. „Diese Rahmenbedingungen sehen wir in Hünxe noch nicht gegeben. Gerade, wenn man nicht in den Ortskernen lebt, sind die oft weiten Strecken schlecht zu überwinden. Es geht auch um die Erreichbarkeit der grundlegenden Nahversorgung mit Lebensmitteln, Apotheken, Ärzten. Welche Angebote sind denn für mich in meinem Wohnumfeld gut erreichbar, das heißt innerhalb von 15 Minuten Fußweg? Auf dem Weg muss ich mich dann vielleicht mal hinsetzen und ausruhen, wenn wir denn ausreichend Sitzmöglichkeiten auf den Wegen in unseren Ortskernen hätten“, sieht Scholte-Reh noch Nachholbedarf.
Während der Erhalt und die Ermöglichung von Autonomie wichtig seien, dürfen Hilfs- und Beratungsangebote dabei nicht vergessen werden. „Wir erleben es immer wieder, dass viele ältere Menschen gar nicht wissen, wo sie beraten werden können und welche Hilfen ihnen zustehen“, berichtet der Vorsitzende der SPD-Senioren Siegmund Braune. In diesem Zusammenhang kam die Frage nach dem Stand der Umsetzung des von der SPD Hünxe 2019 beantragten Seniorenwegweisers auf. Hier sei der gemeindliche Sozialausschuss zuletzt vertröstet worden. Die AG60plus sprach sich für eine schnelle Umsetzung aus, die sowohl gedruckt als auch online zu finden ist, wie es auch einstimmig im Sozialausschuss beschlossen worden sei. „Noch ist die Generation der Älteren nicht selbstverständlich im Internet unterwegs. Es ist wichtig, dass man selbst etwas nachlesen kann und hier nicht wieder von den eigenen Kindern abhängig ist, die für mich recherchieren“, so Braune weiter.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil für Teilhabe im ländlichen Raum können ehrenamtliche Hilfsnetzwerke sein. „Wir haben zu Beginn der Corona-Pandemie gesehen, dass die Bereitschaft anderen Menschen zu helfen groß ist. Aus dem Stand heraus sind drei Hilfsnetzwerke entstanden, die untereinander, mit der Verwaltung, mit Ärzten, Apotheken und Lebensmittelhändlern zusammengearbeitet haben. Dieses großartige Potential können wir ausbauen“, so Scholte-Reh.