Edeka Uttrodt: Ein Supermarkt im dörflich-familiären Umfeld
„Unsere Nahversorger für Lebensmittel und Dinge des alltäglichen Bedarfes sind wichtige Anker in der Angebotsstruktur unserer Dörfer. Mit den Märkten in Bruckhausen, Drevenack und Hünxe sind wir gut aufgestellt. Hier können sich die Menschen auf ein solides und wohnortnahes verlassen. Die langfristige Sicherstellung der Nahversorgung hat für uns hohe Priorität, denn ihr Bestand ist essenziell für die Attraktivität unserer Gemeinde als Wohn- und Lebensort“, erklärt Jan Scholte-Reh, stellvertretender Bürgermeister. Im Gespräch mit dem Bruckhausener EDEKA-Marktleiter Alexander Uttrodt im Rahmen ihrer „Hünxe-Tour“ erhalten Scholte-Reh, SPD-Fraktionschef Horst Meyer und Dominique Freitag (SPD-Sprecherin im Wirtschaftsförderungsausschuss) Einblicke in die gegenwärtige Situation des Lebensmittelhandels angesichts der Corona-Pandemie und steigender Energiekosten. Mit Blick auf die anstehende Neugestaltung des Danziger Platzes in den kommenden Jahren ging es zudem um die Bedarfe des Lebensmittelmarktes und die Anforderungen an den Standort in der Dorfmitte.
Für einige in Bruckhausen ist er einfach „Alex“
2015 übernahm Uttrodt den EDEKA-Markt: „Seit dem ersten Tag fühle ich mich in der Dorfgemeinschaft herzlich aufgenommen und bin für den großen Zuspruch der Menschen dankbar“, so der 42-jährige. Eigentlich lebt Uttrodt mit seiner Familie in Duisburg, hat sich aber bewusst für die Übernahme des kleinen Marktes in Bruckhausen entschieden. „Mir liegt das dörflich-familiäre Umfeld und ein direkter Kontakt zu den Menschen am Herzen.“ Tatsächlich trifft man Uttrodt im Laden oft beim persönlichen Schnack mit seinen Kunden an, spricht mit ihnen über die Familie oder Neuigkeiten aus dem Dorf. So entstanden über die Jahre viele Bekannt- und sogar Freundschaften. Für einige in Bruckhausen ist er einfach „Alex“. Ein großer Kraftakt sei der radikale Umbau des 626 Quadratmeter großen Markts vor fast drei Jahren gewesen. Binnen zwei Wochen wurde der noch aus den 1980er stammende Laden grundlegend erneuert. „Die Bruckhausener nahmen die vorübergehende Schließung mit viel Verständnis hin und waren bei der Wiedereröffnung als Kunden sofort wieder da“, erinnert sich der Selbstständige dankbar. Neben den großen Zulieferern setzt Uttrodt auf Produkte aus der Region. So gäbe es Eier aus Drevenack, Eingemachtes und Honig aus Hamminkeln oder Spirituosen aus Hünxe.
Die großen Herausforderungen zwischen Corona-Pandemie, steigenden Energiekosten und Lieferengpässen
Vor allem die Corona-Pandemie verlangte dem Team um Uttrodt viel ab, ganz besonders in der Anfangszeit, in der Lebensmittel und Hygieneartikel schnell ausverkauft waren. Leere Regale mussten befüllt und heiß begehrte Waren über andere Zulieferer organisiert werden. Außerdem musste die Corona-Schutzverordnung umgesetzt werden; dazu gehörte eine extra eingestellte Security-Kraft, die Einkaufswagen fortlaufend desinfizierte und den Markteinlass regelte. „Dank meines Teams hat alles reibungslos funktioniert“, kann er sich stolz auf seine 35 Mitarbeiter/innen verlassen. Insgesamt sei der Lebensmittelhandel im Vergleich zu anderen Branchen, wie etwa die Gastronomie, gut durch die Pandemie gekommen, weiß Uttrodt. Die eigentlichen Herausforderungen für den Lebensmittelhandel sieht er in den nächsten Jahren kommen. So werden sich die steigenden Energiekosten niederschlagen: Uttrodt kämpft mit einer Vervierfachung seines Strompreises für das Jahr 2022. Bei immer laufenden Tiefkühltruhen kommen im Jahr schnell mehr als 250.000 Kilowattstunden zusammen. Auch das werden wir irgendwie stemmen“, meint Uttrodt. Weiterhin machten sich die weltweiten Rohstoff- und Lieferengpässe bemerkbar, so dass in manchen Fällen bestimmte, begehrte Produkte zurzeit im Markt nicht verfügbar seien oder zu erhöhten Kosten führen. Ursache seien hier ebenfalls neben der steigenden Energiekosten die ausgedünnte Personalsituation vieler Produktionsbetriebe durch die dauerhafte Corona-Situation.
„Hier zeigt sich die enge Verzahnung der globalen und lokalen Ebene“, kommentiert Dominique Freitag. „Die ausufernden Kosten belasten unsere Gewerbetreibenden und insbesondere die Nahversorger, worunter letztlich die Verbraucher leiden. Ich erhoffe mir durch die neue Bundesregierung nachhaltige Initiativen, um die Energiekosten in den Griff zu kriegen, die nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für alle Privathaushalte zur Belastung werden.“ Vor allem die SPD müsse im Bund, insbesondere gegenüber FDP und Grünen in der neuen Ampelkoalition, immer die Sozialverträglichkeit mitdenken.
Ortskerngestaltung Bruckhausen: Standortbedarfe des Nahversorgers mitdenken
Einen Wunsch hat Uttrodt an die Hünxer Politik: Bei der anstehenden Neugestaltung des Danziger Platzes sollen Politik und Verwaltung die Parkplatz-Situation – auch während der Bauphase – im Blick haben. Der Marktstandort setze ausreichend Parkplätze voraus, da viele ihre Einkäufe als Pendler nach Feierabend erledigten und daher mit dem Auto den Ortskern ansteuerten. Wer sich hier frustriert nicht auf Parkraum verlassen könne, werde einen der nahegelegenen Märkte in Dinslaken oder Voerde ansteuern. Viele aus der Brömmenkamp-Siedlung, aus Bucholtwelmen und dem Außenbereich seien für größere und schnelle Einkäufe auf das Auto angewiesen. SPD-Fraktionschef Horst Meyer zeigt sich optimistisch: „Das muss jedem einleuchten. Als ländliche Flächengemeinde sind viele auf das Auto angewiesen, um ihren Alltag zu organisieren. Deswegen müssen künftige Planungen auch immer aus Sicht der Menschen mitgedacht werden. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Menschen zu erziehen. Was in den großen Städten sinnvoll ist, lässt sich nicht auf unsere kleinen Dörfer übertragen. Wir sind nicht Düsseldorf, Münster oder Kopenhagen.“ Ferner biete der Danziger Platz mit seiner großen Fläche viel Potenzial für ausreichend Parkraum in der heutigen Größenordnung und könne gleichzeitig für Radfahrer und Fußgänger attraktiv gestaltet werden, etwa durch eine barrierearme Absenkung aller Kanten. Darüber hinaus möchte die SPD mehr öffentliche E-Ladepunkte für Autos wie Fahrräder am Danziger Platz.
„Bevor der Planungsprozess startet, werden wir mit den Gewerbetreibenden, Ärzten und weiteren Anliegern über deren Bedarfe und Ansprüche hinsichtlich einer Neugestaltung des Danziger Platzes reden, um diese von Anfang an im Boot zu haben“, verspricht Scholte-Reh abschließend. Aus den Erfahrungen mit der verhärteten Diskussion in Hünxe werde man selbst ein Dialogformat im 1. Quartal des neuen Jahres durchführen und diese Punkte in den offiziellen Prozess miteinbringen.
Hintergrund
Auf ihrer „Hünxe-Tour“ möchten Scholte-Reh und die SPD die verschiedenen Akteure, Gewerbetreibenden und Institutionen in der Gemeinde Hünxe besser kennenlernen und einen permanenten Austausch initiieren.